Eigentlich wollte ich jetzt noch keinen Gugelhupf machen. Eigentlich wollte ich bis zum Herbst damit warten. Eigentlich finde ich, dass Gugelhupf im Sommer nicht passend ist. Und uneigentlich kann man Gugelhupf einfach immer essen. Zeitlos, klassisch und einfach wie er ist, hat er immer Platz auf der Kuchentafel.
Und wahrscheinlich hätte ich auch wirklich bis zum Herbst damit gewartet, wären da nicht gleich zwei Bloggerinnen, die mir gehörig einen Strich durch die Rechnung gemacht hätten. Aber macht nichts, macht gaaaar nichts! Einerseits wäre da nämlich Yushka, die das „Lieblingsessen unserer Kinder“ sucht. Nun, ich habe selbst zwar keine Kinder, aber ich war selbst mal eines. Und Gugelhupf stand früher ganz, ganz, gaaanz weit oben auf meiner Liste. Zum anderen ist Clara in dieser ichbacksmir- Runde auf der Suche nach Familienrezepten ist. Das sind also zwei gute triftige Gründe meinen Plan über den Haufen zu werfen und einen Gugelhupf mitten im Sommer zu backen. Aber – und das kann ich gar nicht oft genug betonen – Gugelhupf geht immer
Der Gugelhupf bei meiner Oma am Wochenende war immer so sicher wie das Amen im Gebet. Angeblich habe ich als Kind davon tonnenweise verdrückt. Aber daran kann will ich mich nicht erinnern. Ich behaupte mal, dass das nicht stimmt. Denn ich bin sicher, dass ich den anderen auch noch ein Stück übrig gelassen habe. Insgeheim kann ich mir das aber schon sehr gut vorstellen, dass ich den Gugelhupf meiner Oma regelrecht okkupiert habe. Aber was sollte ich denn auch machen, wenn er immer so gut war. Den Gugelhupf mochte ich allerdings nur dann, wenn alle anderen ihn auch gegessen haben. Musste ich der Malakofftorte weichen und stattdessen einen Marmorgugelhupf essen, wurde er – völlig zu Unrecht – von mir verschmäht.
Heute breche ich mir allerdings eine Lanze für den Gugelhupf, denn ich finde, dass er bedingt durch seine Einfachheit ein bisschen in Vergessenheit gerät. In Zeiten des Cheesecakes und der Cupcakes besinnen wir uns manchmal viel zu wenig auf die bodenständigen, einfachen Kuchen, die uns das Leben genauso versüßen. Und auch, wenn manche behaupten, dieser Kuchen sei keine Schönheit unter den Kuchen, so muss ich dem doch sehr widersprechen. Wo sonst findet man in einem Kuchen so ein tolles Muster?
Es war ja nicht nur der Kuchen selbst, der immer so herrlich weich und saftig war und von dessen Marmorierung ich mich magisch angezogen fühlte, sondern generell der gesamte Prozess, den ich in der Küche vom Hocker aus beobachten durfte.
Die zielsicheren Handgriffe meiner Oma haben mich schon immer fasziniert. In der Küche meiner Oma steht bis heute ein Hocker, der mit einem dunkelbraunen Glattleder überzogen ist. Das ist so ein richtiger oldschool Hocker im Stil der 70er Jahre. Damals wahrscheinlich der heißeste Scheiss, heute eher total retro. Aber früher war dieser Hocker für mich wie ein Thron, weil ich natürlich viel zu klein war und mein Blick reichte gerade nicht aus, um über die Arbeitsfläche zu blicken. Daher… rauf auf den Hocker und blöde Fragen stellen. „Oma, wie kommt das Muster in den Kuchen?“, „Oma, warum schaut das Weiße vom Ei aus wie Schnee?“, „Oma, darf ich dann die Schüssel ausschlecken?“ (Ja, natürlich durfte ich.) „Oma, lässt du mir ein bisschen Teig zum Ausschlecken übrig?“ (Frechheit siegt, oder?)
Was mich eben am meisten beeindruckte, war, dass sie äußerst selten ein Buch aufgeschlagen hat, um irgendwelche Zutaten oder Abläufe nachzuschlagen. Ihr Hirn muss ja ganz besonders groß sein, wenn sie das alles auswendig weiß, dachte ich mir immer. Damals konnte ich gerade mal meinen Namen schreiben und meine Wohnadresse aufsagen. Dass ich Jahre später selbst mal etliche Rezepte im Kopf haben werde und Handgriffe automatisch passieren, hätte ich damals keinem geglaubt.
Rezept? Brauchte sie nicht! Alles im Kopf gespeichert! Mengenangaben? Ebenfalls im Kopf! Reihenfolge? Ebenfalls… na, ihr wisst schon wo! Manchmal frage ich mich, ob sie zu meiner heutigen Liebe zum Backen beigetragen hat, weil ich es einfach immer geliebt habe ihr beim Arbeiten in der Küche zuzusehen. Dafür habe ich oft jede Barbie und jedes andere Spielzeug links liegen gelassen, denn es war ja viel spannender meiner Oma beim Backen zuzusehen… und natürlich am Ende die Schüssel auszulecken.
Jedenfalls habe ich vor Jahren auf dem Hocker sitzend und blöde Fragen stellend gelernt, dass das Weiße vom Ei ganz banal Eiweiß heißt und auch wie das Muster in den Kuchen kommt. Und heute habe ich dieses Rezept ebenfalls im Kopf und kann es jedem zu jeder Zeit aus dem Ärmel schütteln, der mich danach fragt.
Gebacken habe ich diese Form übrigens in der uralten Gugelhupfform meiner anderen Oma, der ich die halbe Küche ausgeräumt habe, als ich von zu Hause ausgezogen bin mit den Worten „Gell Oma, die Form brauchst du eh nicht mehr, die kann ich eh haben… oder?“. Ich finde, dass der Kuchen dadurch noch viel besser schmeckt. Aber vielleicht bilde ich mir das ja aber auch nur ein. Aber wie hat meine Oma mal so schön zu mir gesagt: „Einbildung ist auch eine Bildung!“.
Marmorgugelhupf
Zutaten
- 2 Eier
- 120 g Zucker
- 100 g Butter
- 125 g Mehl
- 15 g Stärke
- 75 ml Milch
- Vanillezucker
- eine Prise Salz
- 10 g Backkakao
- 2 bis 3 EL neutrales Öl
- 1 TL Backpulver
Anleitungen
- Den Backofen auf 180 Grad vorheizen. Die Kuchenform fetten und bemehlen.
- Die Butter zerlassen und den Kakao mit dem Öl glatt rühren. Mehl, Stärke und Backpulver in einer Schüssel mischen.
- Die Eier trennen und das Eiweiß mit dem Salz und 60 g Zucker steif schlagen.
- Butter, Vanillezucker und restlichen Zucker (60 g) hellschaumig schlagen. Danach die Eidotter unterrühren und nochmal für weitere 5 Minuten schlagen.
- Das Mehlgemisch abwechselnd mit der Milch unterrühren, am Schluss das Eiweiß mit einem Teigschaber unterheben.
- 2/3 vom Teig in die Gugelhupfform geben. Zum übrigen Drittel den Kakao geben und vorsichtig unterheben. Nun den restlichen Teig in der Gugelhupfform verteilen und mit einem Löffel oder einer Gabel den Teig etwas verwirbeln, sodass ein Marmormuster entsteht.
- Auf mittlerer Schiene etwa 40 Minuten backen. (Die Backzeit erhöht sich etwa um 10 Minuten, wenn man einen großen Gugelhupf macht.) Stäbchenprobe nicht vergessen!
- Nach der Backzeit den Gugelhupf für etwa 5 Minuten in der Form auskühlen lassen, danach stürzen und vollständig auskühlen lassen.
- Vor dem Servieren mit Zucker bestreuen… oder auch nicht.