Mein Geschmackssinn hat sich im Laufe des Lebens schon einige Male verändert. Konnte man mich früher mit Käse jagen, vergeht heute kaum ein Tag ohne eine Scheibe vom guten Stoff auf meiner Frühstücksstulle. Am liebsten Cheddar. Ich finde schon allein das Wort sehr toll: Cheddar. Hach!
Mein Schokosinn blieb von dieser Veränderung übrigens auch nicht verschont. Als ich ein Kind war, musste Schokolade möglichst süß sein. Und billig, damit ich sie mir vom Taschengeld leisten konnte. Dann wurde ich älter und die Schokolade dunkler und herber. Heute beiße ich ohne mit der Wimper zu zucken in Schokoladentafeln, die so zappenduster und bitter sind, dass sie eigentlich schon längst nicht mehr als Süßigkeit, sondern als Mutprobe in Alufolie gehandelt werden sollten.
Die Bonbonniere auf dem Jugendstil-Buffet meiner Tante habe ich mein halbes Leben lang gemieden, weil sie mit schnödem Shortbread gefüllt war. Ich mochte den Keks nicht gern, weil ich ihn langweilig fand und meine unmittelbare Umgebung nach dem Essen grundsätzlich wie ein krümelübersäter Wüstenboden aussah. Heute ist es seltsamerweise die Schlichtheit, die ich an dem schottischen Gebäck so mag: weniger als eine Handvoll Zutaten, die zu einem unkomplizierten Teig zusammengefügt werden und sich im Backofen in einen herrlich buttrigen Keks verwandeln. Außerdem habe ich gelernt, wie man mürbes Gebäck isst, ohne sich dabei als Affe ohne Tischmanieren zu outen. Für den Notfall habe ich aber trotzdem heimlich einen Handstaubsauger hinterm Sofa geparkt. Muss ja niemand wissen.
Shortbread kommt in allen möglichen Formen daher, aber heute habe ich meine neue Shortbread Pan, die ich vorletzte Woche bei KDTorten erstand, mit einem wunderbaren Vanille-Shortbread eingeweiht. Der Teig, der aus dem Rezeptheft der Form stammt, kann auch problemlos in einer 20 cm ⌀, mit Backpapier ausgelegten Springform gebacken werden; eignet sich durch seinen hohen Butteranteil allerdings weniger zum Ausstechen.
Classic Shortbread
Zutaten
- 115 g Butter zimmerwarm
- 40 g Puderzucker
- 1 Vanilleschote
- 120 g Mehl
- Evtl. Puderzucker zu Bestäuben
Anleitungen
- Den Backofen auf 160° Ober/Unterhitze vorheizen.
- Die Shortbreadform fetten. Die weiche Butter mit dem Handmixer hell und cremig schlagen.
- Die Vanilleschote längs aufschneiden, mit einem Messer das Mark entnehmen und dies zusammen mit dem Puderzucker in die Butter rühren.
- Anschließend das Mehl mit dem Mixer einarbeiten.
- Die krümelige Masse auf ein Arbeitsbrett geben und mit den Händen nur so lange bearbeiten, bis ein zusammenhängender Teig ensteht.
- Den Keksteig in die Backform pressen. Die gesamte Oberfläche mit einer Gabel einstechen. Das Shortbread auf mittlerer Schiene ca. 30-35 Minuten hellbraun backen.
- Die Form zehn Minuten auf einem Kuchengitter abkühlen lassen.
- Das Shortbread mit einem Messer vom Rand der Form lösen und dann auf ein Holzbrett stürzen.
- Das noch warme Shortbread in Stücke schneiden und vollständig abkühlen lassen.
- Vor dem Servieren nach Bedarf mit Puderzucker bestäuben.